Wiederherstellung des Körpers II: Stehen, Gehen, Laufen

Nach Teil I, in dem ich über gesunde Füße geschrieben habe, gehen wir nun einen Schritt weiter und schauen uns an, welche Umstellungen zu einem gesünderen Stehen, Gehen und Laufen führen können. Die Fortsetzung soll wieder aufzeigen, was man ausprobieren kann, um ein besseres Körpergefühl zu entwickeln und die Bewegungen, die wir täglich viele Male durchführen, richtig auszuführen.

Everybody is born to move. And what do we do? We get on a bus, we get on the tube, we go to work. We sit down for eight or nine hours a day. You are not using the muscles, you are not using your heart very much. It’s arguable as to how many people use their brain.

Unknown but very smart old runner.

Was bedeutet nun „richtig“? Ziel ist es, möglichst verletzungsfrei und ohne langfristige Schäden ein bewegungsreiches Leben zu führen. Wenn es gelingt, ein Auge und Gefühl dafür zu entwickeln, ist man auf dem richtigen Weg. Das Coole daran ist, dass unsere Körper praktisch immer in der Lage sind, sich an neue Situationen anzupassen. Also egal, wie alt und unbeweglich man sein mag, ein Zurückfinden zu den natürlichen Bewegungsabläufen ist möglich. Aber Achtung: Das gilt allerdings auch umgekehrt!

Stehen

Wir stehen untertags oft, z. B. an der Ampel, bei Gesprächen mit Kollegen oder an der Kassa im Supermarkt. Hier haben Sie Zeit, die Verankerungssequenz von Dr. Kelly Starrett zu üben. Bauen Sie diese so oft wie möglich ein und Sie sind gerüstet für den nächsten Schritt.

Gehen

Führen Sie einfach die Basics aus der Verankerungssequenz fort und starten Sie Ihren Gang in einer aufrechten Haltung. Konzentrieren Sie sich, Ihre Füße dabei in einer geraden Linie nach vorne zu führen (allerdings nicht wie Models auf einer Linie zu gehen), sanft auf den Fersen aufzusetzen und über Mittelfuß, Fußballen und Zehen abzurollen.

Walking on the line by Anika Huizinga
Füße immer gerade nach vorne richten (Foto von Anika Huizinga)

Achten Sie darauf, dass Sie nicht in einen Entengang abgleiten und die Füße nach außen drehen. Dies kann neben Problemen für Ihre Knie und Hüften vor allem zu einem Hallux Valgus führen.

Laufen

Laufen ist nicht gleich joggen. „Joggen“ ist evolutionär eigentlich nicht vorgesehen und wurde erst durch unsere „modernen“ Schuhe mit den dicken Sohlen ermöglicht. Ein Joggen (Ferse berührt wie beim Gehen den Boden zuerst) wäre barfuß äußerst schmerzhaft und alles andere als optimal. Dr. Romaov analysiert hier einen nicht optimalen Laufstil.

Kontrollierte Fallbewegung

Laufen ist nichts anderes als eine kontrollierte Fallbewegung nach vorne. Stellen Sie sich in der Verankerungssequenz hin und leiten Sie die Fallbewegung ein, in dem Sie sich vorstellen, jemand würde leicht an einer Schnur ziehen, die an Ihrem Brustbein befestigt ist. Lassen Sie sich langsam nach vorne fallen und beachten Sie, dass sich in dieser Phase lediglich das Sprunggelenk bewegt. Danach folgenden die Beine und die rhythmische Mitnahme der Arme.

Eine hervorragende Einführung in einen natürlichen Laufstil findet man hier. Sehr interessant finde ich auch dieses Video, in dem Tony Riddle einem Weltklasseathleten wie Rich Roll noch einiges über einen natürlichen Laufstil beibringen kann.

Photo by Photoholgic
Immer locker bleiben beim Laufen. Foto von Photoholgic.

Eine weitere gute Einführung gibt Dr. Mark Cucuzzella hier.

Key Points Laufen
Verankerungssequenz
– Aufrechte Körperhaltung (tall posture)
Blick Richtung Horizont (nicht auf den Boden – Ausnahme: Trailrun)
Nach vorne fallen lassen
Mittel-/Vorfußlandung
Ungefähr 180 Schritte pro Minute
Möglichst locker laufen
– Natürliche Armbewegung

Barfuß

Ein weiterer Tipp ist einfach einmal barfuß zu laufen beginnen, ganz easy und vorsichtig für ein paar Meter oder mehr. Wann immer ich die Möglichkeit habe, barfuß auszulaufen (Wiese, Leichtathletikbahn, etc.) nehme ich diese wahr. Diese stärkt den gesamten Bewegungsapparat und vor allem unsere durch unseren sitzenden Lifestyle und unsere rigiden Schuhe geschwächten Füße.

Laufstil

Ziel ist es, einen natürlichen, geschmeidigen, sanften und leisen Laufstil wiederzufinden. Umso lockerer Sie laufen, umso weniger Energie müssen Sie aufwenden und umso entspannender wird sich Ihr Lauftraining gestalten können. Kein Scherz: Beobachten Sie einmal einen Hund, eine Katze oder einen Steinbock. Wie unglaublich leichtfüßig und geschmeidig sich diese Tiere bewegen ist bewundernswert. Denken Sie ab und zu an diese Analogie, wenn Sie sich fortbewegen.

Natürlich gibt es auch Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Läufer, die dahinplatschen, den Oberkörper hin- und herwerfen oder die Arme gar nicht oder wie wild bewegen. Einen interessanten Kommentar zu Laufstil und Effizienz findet man in diesem Outside-Magazin-Artikel. Wie gesagt, am Wichtigsten finde ich, dass sich der eigene Laufstil ganz natürlich und locker anfühlt.

Body maintenance

Neben dem Laufstil an sich ist es unerlässlich, sich seinen Schwachstellen zu widmen. Hierzu kann ich Ihnen Kelly Starretts Buch Ready to Run ans Herz legen.

Barfußlaufen

Wer sich in die Thematik Barfußlaufen einlesen möchte, dem empfehle ich folgende Ressourcen:

Jetzt steht einem Wiederfinden seines natürlichen Bewegungsablaufes nichts mehr im Weg. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Wiederentdecken Ihres natürlichen Steh,- Geh- und Laufstils!

Beitragsfoto von Arron Choi auf Unsplash.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.