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Neulich habe ich einen Artikel über das französische Lebensmittelkennzeichnungssystem „Nutriscore“ gelesen. Offensichtlich ist Foodwatch Austria für die Einführung dieses Systems. Brauchen wir wirklich ein neues System?
Behandlung von Symptomen
Die Idee, Lebensmittel so zu kennzeichnen, dass ihre Auswirkungen auf die Gesundheit und die Verdauung sichtbar werden, scheint verlockend. Wer sich gesund ernähren will, braucht nur Waren zu kaufen, die einen grünen Streifen auf der Verpackung aufweisen, und schon kann es losgehen. Einerseits könnte dies eine Maßnahme sein, die den Menschen hilft, mehr gesunde Lebensmittel zu konsumieren. Andererseits ist es nur eine weitere Ebene, die uns davon abhält, die wichtigen Dinge zu tun.
Was ist also das wahre Problem?
Die eigentliche Ursache ist das mangelnde Bewusstsein für gesunde Ernährungsgewohnheiten. Wir müssen unsere Ernährungsweise überdenken. Wir brauchen einen radikalen Wandel in unserem Bildungssystem. Und wir müssen es selbst in die Hand nehmen. Die Einführung eines weiteren Kennzeichnungssystems verlagert das Problem nur.
Gesunde Ernährung an sich ist nicht sehr kompliziert, auch wenn Verbraucherschutzbehörden, Gesundheitsfachleute und die Lebensmittelindustrie uns das weismachen wollen. Das Wissen ist vorhanden – wir müssen es nur in unser tägliches Leben einbauen.
Ein radikaler Akt
Um das Ruder herumzureißen und die Epidemie der durch den Lebensstil bedingten Krankheiten wie Fettleibigkeit, Diabetes 2, Herzerkrankungen und Schlafstörungen zu bekämpfen, müssen wir uns auf folgende Maßnahmen konzentrieren:
- Einführung eines obligatorischen Koch- und Ernährungsunterrichts in der Schule
- Angebot von gesundem Essen in den Schulen
- Bereitstellung von Kursen zum Verständnis der Grundprinzipien einer gesunden Ernährung für Erwachsene
- Erhöhung der Steuern auf Junkfood und verarbeitete Lebensmittel
- Senkung der Steuern auf biologische Lebensmittel
- Unterstützung regionaler Initiativen für Bio-Lebensmittel, Bauernmärkte und lokalen Einkauf
- Unterstützung von Unternehmen wie Patagonia Provisions in Europa
- Unterstützung der Gründung von Restaurants wie True Food Kitchen, die sich auf gesunde Mahlzeiten zu einem vernünftigen Preis konzentrieren (Ja, es ist möglich!)
- Aufnahme von Pflichtlektionen zum Thema Ernährung in das medizinische Curriculum (nur etwa 1,3% des Curriculums an der Universität Innsbruck, Österreich, befasst sich mit Ernährung und Verdauung)
- Einführung einer Initiative für „Essen als Medizin“ in unserem öffentlichen Gesundheitsdienst: gesundes Essen ist die wahre Medizin für viele Krankheiten. Das kostet Zeit und Mühe, aber es zahlt sich langfristig aus.
Wenn wir nur eine Sache tun könnten
Die oben genannten Maßnahmen könnten dazu führen, dass die Rolle, die gesunde Lebensmittel in unserer Gesellschaft spielen, völlig neu überdacht wird. Ich weiß, dieser Paradigmenwechsel braucht Zeit. Wenn wir nur eine Sache tun könnten, dann wäre es die Bekämpfung des übermäßigen Zuckerkonsums. Zucker und Zuckerersatzstoffe gehören zu den Hauptverursachern vieler lebensstilbedingter Krankheiten. Man bedenke zum Beispiel, dass rund ein Viertel der Schweizer Zuckerproduktion in die Herstellung des weltweit bekanntesten Energydrinks geht (Dossier Nr. 4 – 2/2021, Seite 78). Die Zuckerindustrie ist ein mächtiger Gegner. Und ich bin überzeugt, dass wir ihr mit Massnahmen wie diesen den Kampf ansagen können:
- Erhöhung der Steuern auf zuckerhaltige Lebensmittel
- Verbot von Limonaden und zuckerhaltigen Lebensmitteln in Schulen und Universitäten
- Aufklärung der Menschen über die verheerenden Folgen von hohem Zuckerkonsum und Insulinresistenz
- Ein klares Bekenntnis unserer politischen Führer zu einem positiven Wandel
Zuckersucht ist eine biologische Störung, die durch Hormone und Neurotransmitter ausgelöst wird, die den Heißhunger auf Zucker und Kohlenhydrate anheizen und zu unkontrolliertem Überessen führen.
Dr. Mark Hyman
Es ist nicht so kompliziert
Anstatt sich also auf ein fragwürdiges System der Lebensmittelkennzeichnung zu verlassen, sollten Sie einige dieser Gedanken zu einer gesunden Ernährung in Betracht ziehen:
- Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (ca. 2 Liter Wasser oder ungesüßten Kräutertee) pro Tag.
- Essen Sie viel (grünes) Gemüse und Obst. Wie wäre es mit ein oder zwei großen Salaten als Hauptgericht?
- Integrieren Sie gesunde Snacks wie Nüsse, Beeren, hartgekochte Eier, Nussbutter
- Nehmen Sie regelmäßig Omega-3-Fettsäuren aus Wildlachs, Sardinen, Makrelen und Hanfsamen zu sich.
- Wenn Sie Fleisch essen: achten Sie auf die höchste Qualität, die Sie sich leisten können, und genießen Sie es in geringen Mengen.
- Nehmen Sie sich ein Buch und lesen Sie über gesunde Ernährung (z. B. The Peagan Diet von Dr. Mark Hyman oder Der Ernährungskompass von Bas Kast)
- Verzichten Sie radikal auf Zucker und verarbeitete Lebensmittel
- Verzichten Sie auf Industrieweizen und reduzieren Sie Brot, Nudeln und Kartoffeln.
Und das Wichtigste: Genießen Sie Ihr Essen in guter Gesellschaft. Nehmen Sie sich Zeit und spüren Sie die gesteigerte Energie. Ich wünsche Ihnen viel Glück und danke Ihnen, dass Sie Teil der Ernährungsrevolution sind.